Der Rheinradweg – Teil 2

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Lindau – Friedrichshafen

Werner und ich wollen es langsam angehen, deshalb fahren wir mit dem Zug nach Lindau. Mit den 9€-Ticket kein Problem, zumindest kein finanzielles, aber ein organisatorisches. Es ist das erste Wochenende und dementsprechend voll sind die Züge. Zu unserem Glück sitzen wir im richtigen Zugteil, im Vorderen, der hintere Zugteil wird nämlich irgendwo auf der Stecke verschlossen und alle Passagiere müssen nach vorne, die Bahnsteige sind zu kurz für einen langen Zug.

Wir kommen relativ pünktlich an und machen erstmal eine kurze Pause, essen und trinken auf dem Gelände der Landesgartenschau und fahren dann mit den Rädern weiter nach Friedrichshafen. Knappe 30 km, nicht zu warm, alles im grünen Bereich.

Friedrichshafen – Neuhausen am Rheinfall

Wir fahren ja die EuroVelo-Route 15, also müssen wir nach Konstanz. Konstanz ist einfach zu erreichen, nach Meersburg radeln und dann mit der Fähre übersetzen. Ein guter Einstieg in die Tour. Es gibt zwei Fähren, eine für Personen und die Autofähre. Zum Glück schauen wir zur Autofähre, die fährt öfter und viel früher schon, als die Personenfähre. Wir sind zwar nicht in Eile, aber die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes. Außerdem haben wir noch ein ganzes Stück vor uns. Ziel ist Neuhausen am Rheinfall, vorbei an Stein am Rhein, wo endlich der letzte Ausläufer des Bodensees endet und wir wirklich am Rhein sind. Auf dieser Strecke sind auch die ersten Grenzübertritte, und es werden noch einige mehr werden.

Die Fahrt ist mit 82 km nicht kurz und es sind knapp 400 Höhenmeter zu überwinden. Das Hotel ist nicht weit vom Rheinfall, der, obwohl nur 23 m hoch, ein beeindruckendes Schauspiel bietet. Der Rhein ist hier etwas eingeengt und die Kraft des Wassers ist zu sehen und zu spüren. Der Ort selbst, Neuhausen am Rheinfall, hat eher nichts zu bieten, außer dem Rheinfall und einer echt guten Pizza.

Neuhausen am Rheinfall – Laufenburg

Da wir Martin in Basel treffen werden, aber erst am Dienstag, teilen wir die Strecke einfach und Laufenburg ist die Mitte. Es gilt auch wieder einige Höhenmeter zu überwinden. Start ist aber erstmal wieder am Rheinfall, wir können also nochmal Fotos machen, mit deutlich weniger Touristen, es ist noch früh. Auch heute überqueren wir wieder unzählige Male die Grenze zur Schweiz. Landschaftlich ist die Strecke sehr schön, aber der Rhein ist nicht zu sehen. Erst in Hohentengen am Hochrhein führt der EuroVelo 15 wieder runter zum Fluss. Kurz vor Dogern sehen wir das erste Kernkraftwerk der Tour, auf der Schweizer Seite das Kernkraftwerk Leibstadt. Mal näher am Rhein, mal weiter weg geht es bis Laufenburg. Die Steigungen spüren wir in den Beinen. Laufenburg ist eine Stadt, die in zwei Ländern liegt, Deutschland und Schweiz, getrennt durch den Rhein als Grenze, als Ergebnis der Napoleonischen Kriege, verbunden durch die alte Steinbrücke. Der Rest des Tages läuft dann wie immer, frisch machen, Essen und noch eine Runde durch den Ort spazieren. Auf der Schweizer Seite schauen wir uns noch den Turm der Ruine Laufenburg an und das alte Stadtzentrum. Regen gab es heute wieder nicht, wir haben wohl Glück auf dieser Tour.

Laufenburg – Basel

Es hat in der Nacht doch noch geregnet. Aber egal, Basel wartet auf uns, der Martin nicht, der hat Probleme mit der Bahn. Bis Rheinfelden radeln wir weitgehend am Rhein entlang, danach etwas entfernt bis Basel. Das Hotel ist direkt am Bahnhof, wir sind aber zu früh für den Martin. Also checke ich schon mal ein, das dauert, dank des elektronischen Check-Ins, ewig. Das sichere absperren der Räder ist schwierig, Basel ist einfach eine typische Stadt mit vielen Radfahrern und sehr wenigen Abstellplätzen. Martin kommt doch noch an, dann eine Runde durch die Stadt mit Essengehen. Abends sprechen wir noch die weitere Tour ab.

Basel – Neuf-Brisach

Wir fahren auf der rechten Seite des Rheins weiter, hier ist eigentlich nichts außer Natur. Das ist nicht schlecht, aber wenig abwechslungsreich. Zwei, drei Orte, eine längere Mittagspause, so geht es bis Breisach am Rhein. Breisach ist nicht groß, deswegen haben wir am Vorabend eine anderes Ziel zum Übernachten ausgesucht. Noch kleiner, aber interessanter. Neuf-Brisach, eine alte Garnisonsstadt, mit einer vollständig erhaltenen achteckigen Stadtmauer. Die Tore sind nicht mehr alle vorhanden, dafür stehen rund um die Stadt Kunstwerke. Das Hotel ist blau und schön eingerichtet, die Fahrräder können wir in einer Scheune unterstellen, eine riesige Scheune. Wir finden eine nettes Lokal, eigentlich gibt es am Hauptplatz nur dieses eine Lokal und essen tarte flambée, Elsässer Flammkuchen, dazu Wein und Bier. Und tatsächlich gibt es sogar noch ein heftiges Gewitter, danach können wir ins Hotel zurück.

Neuf-Brisach – Strasbourg

Heute geht es nach Strasbourg, über 100 km liegen vor uns. Wir wechseln also wieder die Rheinseite und fahren los. Bis auf ein paar Ausnahmen fahren wir direkt am Rhein. Immer mit etwas Gegenwind, kaum Abwechslung, wir kommen aber gut voran. Wir fahren bis Kehl und wechseln wieder die Rheinseite, wir wollen nach Strasbourg. Unser Hotel, wieder blau, liegt direkt am Zentrum und die Zimmer haben Namen, Louis de Funès, Brigitte Bardot, … Hier in Strasbourg bleiben wir zwei Nächte, deswegen ist Waschen angesagt, genug Zeit zum Trocknen der Wäsche. Das Zentrum ist wunderschön, viele Fachwerkhäuser, nette Wirtschaften und natürlich viel Tourimist. Wir essen gut und planen unseren Ausflug ins KZ Natzweiler-Struthof. Wir einigen uns darauf, mit dem Zug zu fahren, da es gut 60 km sind und das KZ Gelände liegt auf einem Berg.

Gesagt, getan, wir gehen nach dem Frühstück zum Bahnhof. Der hat sich ganz schön verändert, seit ich damals mit der Schule hier war. Der schöne alte Bahnhof ist jetzt mit einer Glasfassade verkleidet. Schade.

Tickets kaufen und los. Die Fahrt dauert nicht lang. Angekommen in Natzweiler überlegen wir, wie wir auf den Berg kommen. Es gibt keinen Bus und ein Taxi ist auch nicht in Sicht, also gehen wir, es ist heiß und es liegen 8 km vor uns, so ungefähr.

Der Wanderweg ist nicht eindeutig ausgeschildert und so laufen wir falsch, aber ein paar km Umweg schaden ja nicht. Auf dem Gelände befindet sich das „Museum Europäisches Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers“, das „Mémorial de la Déportation“ und ein Teil der KZ Gebäude. Wir schauen uns die Ausstellung im Erdgeschoss an, eine Aufstellung der großen KZ mit Angaben zum Zweck, Orten, Nebenlagern, … Im Untergeschoss, im ehemaligen Kartoffelkeller ist das eigentliche Museum. Die Ausstellung ist gut gemacht, eine Mischung aus Bildern, Plakaten, Fotos mit erklärenden Texten. Von den Anfängen des Faschismus, über den Nationalsozialismus … verschiedene Widerstandsgruppen in den europäischen Ländern, bis zum Kriegsende und noch etwas weiter. Betroffen und nachdenklich gehen wir zurück zum Bahnhof und fahren zurück nach Strasbourg. Die Wanderung hat gut getan, eine andere Belastung als Radlfahren.

Strasbourg – Karlsruhe

Das nächste Ziel ist Karlsruhe, dort wird uns der Martin wieder verlassen, er muss am Montag wieder arbeiten. Aber erst genießen wir die Fahrt. Bis Iffezheim direkt am Rhein, dann wieder quer durchs Land. Viel Natur, gute Brotzeit, Wasserkraftwerke, … In Karlsruhe ist das Hotel am Industriehafen, und es ist wieder blau. Wir laden nur das Gepäck ab und treffen uns dann mit Martin in der Stadt, gehen noch eine Runde, über die Brücke quer über den Tierpark ins Zentrum noch auf ein Bier, dann muss der Martin zum Zug und wir Essen und gehen noch zum Schloss und schauen uns die Stadt an. Dannach radeln wir ins Hotel zurück und machen den Plan für den nächsten Teil.

Karlsruhe – Mannheim

Tag 9, wir sind immer noch in Baden-Württemberg, die Beschilderung des Rheinradwegs immer noch schlecht bis gar nicht vorhanden, die Industriedichte steigt. Wir fahren nach Buch und finden weitgehend immer die richtigen Wege. Vorbei an Speyer immer weiter Richtung Norden. Ab Brühl wird es unschön. Wir sind kurz vor Mannheim und wir merken deutlich, diese Stadt ist für Autos gebaut, nur für Autos. Hier fühlt man sich als Radlfahrer bestenfalls geduldet, aber nicht erwünscht. Also schnell ins Hotel. N6 3 ist die Adresse, genau, Mannheim hat eine etwas andere Straßenbezeichnung, als andere Städte. Wir finden etwas zu Essen und zu trinken, also alles gut.

Mannheim – Mainz

Nach dem Frühstück geht es weiter. Wir müssen aus dieser Stadt wieder raus, gar nicht so einfach. Wir entscheiden uns, die Rheinseite zu wechseln, raus aus Baden-Württemberg, rüber nach Reinland-Pfalz. Durch Ludwigshafen ist es auch nicht besonders schön, aber die Beschilderung ist wieder da und es gibt Radwege. Das größte Hindernis ist das BASF Gelände, es dauert und dauert und dauert bis wir da rum gefahren sind, dann geht es wieder weitgehend direkt am Rhein entlang, wieder mit Gegenwind, das stört aber nicht. Vorbei an Worms, am Kernkraftwerk Biblis, anstrengende, aber schöne fast 90 km bis Mainz.

Mainz – Koblenz

Hier in Mainz müssen wir wieder auf die andere Rheinseite, nach Hessen, aber nur bis Oestrich-Winkel. Hier nehmen wir die Fähre zurück nach Rheinland-Pfalz und fahren über Bingen und Bacharach, vorbei an der Lorely, bis Koblenz. Koblenz ist eine schöne Stadt, unser Hotel diesmal aber leider etwas außerhalb in Urbar, auf einem Berg und das nach über 100 km Strecke und diesen Temperaturen. Wir kommen oben an am Hotel, dann die nächste Überraschung, es ist überbucht. Wir bekommen aber auf Nachdruck unsere beiden Zimmer, der Hotelbesitzer war aber sichtlich überfordert mit dieser Situation. Zimmer beziehen, duschen und wieder runter nach Koblenz, natürlich mit dem Radl, es sind schließlich 4 km. Wir sehen alles, was man sehen muss, das Schloss, das Deutsche Ecke, die Innenstadt, … Essen ganz gut und trinken Wein am Rhein, ganz wie es sich gehört.

Das Schlimmste kommt wie immer zum Schluss, wir müssen den Berg zum Hotel wieder hoch.

Koblenz – Bonn

Neuer Tag, neues Glück. Im Hotel kann man nicht mit Karte zahlen, das Kartenlesegerät funktioniert seit Wochen nicht, ein Opfer des Zertifikatsfehlers, aber zum Glück ist um die Ecke eine Sparkasse. Dann also alles aufladen und wieder runter zum Rhein mit einem kurzen Stopp an der Tankstelle. Mein Fahrrad braucht Öl, es ist heiß und staubig auf den Wegen, das hört man mittlerweile ganz deutlich. Das Öl hilft, die Schaltung funktioniert wieder und es schnurrt wieder. Weiter geht es wieder über den Rhein und dann über die Mosel wieder auf den EuroVelo 15.

Der Radweg ist gut ausgebaut, das Wetter schön und es werden mehr Radler. Es gibt nur ein Problem, wir müssen über die Ahr. Die Brücke, die wir laut Plan nehmen müssten gibt es nicht mehr und eine Umleitung ist nicht beschildert. Wir finden aber einen Weg und kommen auf einem kleinen Umweg wieder auf den richtigen Radweg. Es ist angenehm hier zu fahren. Kurz hinter Remagen besichtigen wir noch das Friedensmuseum in den Brückentürmen der Brücke von Remagen. Eine willkommene Pause mit einem Eis im Anschluss. Der Rest der Tour geht bis Bonn. Hotel wieder in Zentrumsnähe

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, was es deutlich angenehmer macht am Abend noch mal raus zu gehen.

Bonn – Köln

Letzter Tag. Es geht nach Köln. Eine kurze Tour, aber ich möchte die Chance nutzen heim zu fahren und der Werner macht noch weiter, allerdings nicht am Rhein, sondern über Lohr und Frankfurt wieder nach Mainz um eine Bekannte zu treffen. Wir sind also sehr früh in Köln und machen uns einen ruhigen Tag, Kaffee trinken, Stadt anschauen, Essen, Wein trinken, ein guter Abschluss der Reise.

Köln – München

Ich will eigentlich mit dem Zug direkt nach München fahren, aber alle Schnellzüge mit Fahrradstellplätzen sind ausgebucht. Das heißt, ich fahre mit Regionalzügen nach München. Von Köln nach Koblenz, Koblenz bis Frankfurt am Main, weiter nach Würzburg, dann nach Nürnberg und von da nach München. über 13 Stunden mit 4 mal umsteigen, aber anders geht es nicht. Trotz aller Verspätungen schaffe ich jeden Zug, jeden Umstieg, da alle Züge verspätet fahren. Selbst die eine Stunde Verspätung in Würzburg ist nicht schlimm, da ich hier sowieso bis um halb fünf Aufenthalt habe. Nichts desto trotz komme ich an, bin zufrieden, müde, durstig.

Zum Schluss

Ich bin froh, nicht mehr zu radeln, da es jetzt noch heißer wird, über 30°C, da wird es dann schwer. Den Rest des Rheinradweges fahre ich irgendwann noch.

Insgesamt sind wir 890 km geradelt, davon 355 km zu Dritt, wir hatten unzählige Grenzübertritte, einige Rheinüberquerungen, davon zwei mit der Fähre, sind durch fünf Bundesländer und drei Länder gefahren.

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